Die Villa – oder der Sprung aus der Zeit

Fotos: Thorsten Wulff


Eine Erbschaft, ein herrlicher Garten mit mondän-maroder Villa in Top Lage und ein adäquat skrupelloser Makler. Die alten Bewohner müssen raus. 
Hier wohnten, träumten, arbeiteten sie, stritten und liebten sich. Damals wollten sie die Gesellschaft reformieren, die Welt verbessern mit ihren Ideen, ihrer Kunst, ihrem Anderssein, der freien Liebe. Ihre Geschichten pochen in den Wänden, rauschen in den Leitungen und lauernhinter jeder Tür.

Die Villa, pittoresk verfallen und Zeugin des obsessiven Arbeitslebens Reiner Kriesters formuliert mit seinen Kriegsschäden und Einschusslöchern, seiner wechselhaften Geschichte als Luxusdomizil, Kriegslazerett und KünstlerInnen-WG, seinen repräsentativen Salons und einem seit Jahren kaum betretenem Keller- und Dachlabyrinth eine Uneindeutigkeit, die wir theatral zu einer herausfordernden Utopie überschreiben wollen.

Auf verschlungenen Pfaden folgen die ZuschaueInnen den Erinnerungen ihrer Architektur und begegnen den dort gespeicherten Ereignissen, den Besuchern und Mietern, dem omnipräsenten Liebespaar, der geheimnisvollen Geschichtenpflegerin, dem Makler und natürlich dem hyperaktiven Erben, der sich eine saftige Rendite verspricht. Vom Chorgesang getrieben verdichten sich die Spuren gelebten Lebens zu einem Kaleidoskop eines Widerstands.

Text: Moritz Rinke & Mathias Schönsee
Jens Schmidl Regie
Bernd Medek Musik
Thomas Lorenz-Herting Bühne
Katharina Piriwe Kostüme
Nils Steinkrauss Dramaturgie
Isabelle Schad Choreographie
Lukas Taido Installationen

Mit Peter Beck, Nikolaus Dutsch, Susanne Häusler, Jasmin Ihrac, Christine Knispel, Uwe Neumann, Alexander Schröder, Stefan Szaz, Saskia von Winterfeld und dem Chor Mitte