Die Puppe und die Dauerwurst

Fotos: Thorsten Wulff, Eric Ershun

Regierungsfeindliche Schauspiele, Paul Scheerbart

Die Welt nach ihrem Ende. Da ist es schon. Ein unseliges Habitat aus reichlich Herrschaftsstreben, Machtmissbrauch und Narzissmus. Garniert mit philosophischer Treffsicherheit eines fast vergessenen Theaterrevolutionars. Im fahlen Licht der gekachelten Wande Bunkermentalitat einer zerstorten wie ratlosen Gesellschaft. Und einige erstaunliche Inspirationen: Unvernunftig, aber wegweisend.

Paul Scheerbarts Dramolette; jedes kaum langer als 10 Minuten, scheinen aus heutiger Sicht beinahe prophetisch. Sie sind verzehrende Hohlspiegel einer Gesellschaft, die es trotz prosperierender Okonomie nicht schafft, eine positive Vision zu entwickeln und an Mangel von Empathie und Phantasie zugrunde geht.

Gegenwart zu denken scheint hier schmerzhaft. Scheerbarts Situationen und Stimmungen sind die eines aufkeimenden fundamentalen, gesellschaftlichen Umbruchs. All seine Figuren begreifen das intuitiv. Umso tragischer scheint der Stillstand, den dystopische Angste, Verschworungen und nach dem Absoluten strebende Eliten verursachen.

Aus seinem ganz eigensinnigen Blickwinkel ist Paul Scheebart doch grundsatzlich Optimist. Auch wenn die Losung nicht unmittelbar ist, geben ihm die Moglichkeiten des menschlichen Geistes kraft, im Sinne Wittgensteins „Was denkbar ist, ist auch moglich!“. Scheerbart hat 1892 den „Verlag deutscher Phantasten“ gegrundet. Vergeblich? Wir hoffen nicht.

CREW

Buhne : Maria Anna Bierwirth / Nele Rohland Dramaturgie : Nils Steinkrauss
Kostum : Alexandra Pommerening
Licht : Johannes Bertrand / Philine Stich Musik : Bernd Medek

Regie : Jens Schmidl
Schauspiel : Peter Beck / Uwe Neumann / Johanna Paliege/ Saskia von Winterfeld

Produktion: FABRIKTHEATER MOABIT / MACHT SPAß KOLLEKTIV

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